Immer wieder forschen wir nach historischen Rezepten für unsere Lagerküche, probieren sie zuhause aus oder probieren eigene Variationen unterwegs in unserer Lagerküche aus. Hier möchten wir einige unserer Lieblings- und Standardrezepte mit Ihnen teilen, alle praxiserprobt. Zunächst beginnen wir mit zwei Gerichten, werden die Seite aber nach und nach ergänzen.
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Oft müssen wir etwas experimentieren, um die Tücken historischer Rezepte zu überwinden.
Historische Rezepte sind meistens nicht so aufgeschrieben, wie wir es aus modernen Kochbüchern kennen.
Oft heißt es in alten Rezepten nur nimm etwas hiervon und eine gute Portion davon, viel von diesem und ein wenig von jenem. Konkrete Mengenangaben waren früher nicht üblich. Das hatte mehrere Gründe. Zumeist wurden Rezepte überhaupt nicht veröffentlicht. Im Alltag wurde vielleicht mal etwas zur Erinnerung aufgeschrieben, das ging aber bis heute überwiegend verloren. Im Allgemeinen beruhte das Kochen auf Erfahrung und diese wurde weitergegeben. Papier war hierfür auch viel zu teuer.
Um mittelalterliche Rezepte zu finden bedarf es schon einiger Forschungsarbeit, denn Rezeptbücher wurden erst später populär, als der Buchdruck preiswerter wurde und sich die Veröffentlichung solcher profanen Dinge rechnete. Sie dienten auch eher als Anhaltspunkt, denn die Menge musste man ja ohnehin an die zu stopfenden Mäuler anpassen. Außerdem darf man nicht vergessen, dass die Maße von Ort zu Ort unterschiedlich waren und eine Unze in Nürnberg anders bemessen wurde als zum Beispiel in Köln. Also waren Mengenangaben ohnehin nutzlos.
Im Folgenden möchten wir Ihnen nun die Ergebnisse unserer Forschungs- und Kocharbeit präsentieren. Dies sind alles Gerichte, die wir für unsere Gruppe kochen, wenn wir unterwegs sind. Man kann sie zwar auch am heimischen Herd nachkochen, am meisten Spaß macht es aber natürlich am offenen Feuer.
Als Ausstattung dafür benötigt man eine einfach ausgestattete Lagerküche mit ein bis zwei Töpfen für manche Rezepte eine geschmiedete Pfanne, nebst Pfannenknecht oder auch einen gusseisernen Topf mit Deckel, den man in die Glut stellen kann.
Mit dieser Grundausstattung lässt sich alles zubereiten, was in einer modernen Küche auch möglich ist. Allerdings bekommen alle Speisen den typischen Rauchgeschmack vom Kochen über dem offenen Feuer, dem wir so lieben.
Die Zutaten sind erstaunlich einfach. Es werden keine extravaganten Gewürze benötigt, wodurch alle Speisen ihren natürlichen Geschmack entfalten.
Lagersuppe – Der Eintopf für alle Fälle
In unsere Lagersuppe kommt alles rein, was im Lager von Castra Camensia an Gemüse verfügbar ist. Gerne kochen wir sie am letzten Veranstaltungstag um unser Dekogemüse und Lebensmittelreste zu verwerten.
Zutaten:
Zwiebeln
Knoblauch
Gemüse (z.B. Sellerie, Möhren, Lauch, Blattkohl, Fenchel, Kohlrabi…)
Petersilie
Raps- oder Olivenöl
Salz
Pfeffer
Senf
Etwas Öl in den Topf geben und über dem Feuer erhitzen. Zwiebeln in grobe Würfel schneiden und anbraten. Dabei salzen. Gewürfelte Sellerie und Möhren dazu geben und ebenfalls anbraten und etwas salzen. Dann den Knoblauch fein hacken und kurz mit wenig zusätzlichem Öl andünsten. Nicht rösten, da er sonst bitter wird.
Mit Wasser ablöschen und erhitzen. Eine Portion Senf einrühren. Das geschnittene Gemüse hinzugeben und kochen bis alles gar ist und die gewünschte Bissfestigkeit hat. Kurz vor Ende mit Pfeffer und Salz abschmecken. Mit Petersilie garnieren und servieren.
Wer möchte kann während des Kochens noch Fleischstücke, Wurst oder Mettwurst dazu geben oder später dazu servieren.
Die Lagersuppe schmeckt sehr gut mit einem deftigen Brot, gerne im Gusseisentof selbst gebacken. Klassischerweise taucht man das Brot in die Suppe oder krümelt es hinein.
Variante:
Wenn man kurz vor Ende der Kochzeit etwas Brühe in eine Schale füllt und etwas abkühlen lässt, kann man ein oder mehrere Eigelb einrühren. Das Ganze rührt man dann nach und nach unter die Suppe um sie etwas sämiger und gehaltvoller zu machen. Achtung, die Brühe darf nur noch lauwarm sein, dami das Eigelb beim einrühren nicht stockt!
Rinderschmorbraten mit Kohlgemüse
Dies ist ein besonders herzhaftes Fleischgericht, welches gut geeignet ist, wenn die hungrigen und erschöpften Reenacter aus dem Gefecht kommen.
Zutaten:
Zwiebeln
Möhren
Rinderraten
Weißkohl
Rapsöl
Salz
Pfeffer
körniger Senf
Essig
Für die Zubereitung des Rinderbratens wird eine ordentliche Menge Glut benötigt, daher sollte das Feuer rechtzeitig gut angeheizt werden.
Der Rinderbraten wird mit Senf, Salz und Pfeffer eingerieben und in einen leicht geölten Gusseisentopf gelegt. Die Zwiebeln halbieren und mit einigen Möhren zum Braten geben. Den Topf mit geschlossenem Deckel in die Glut stellen und Glut auf den Deckel geben. Das ist unser Backofen mit Ober- und Unterhitze. Je nach Größe des Bratens ein bis zwei Stunden schmoren.
Den Weißkohl fein schneiden und in einer Schüssel salzen und durchkneten. Abdecken und 30 Minuten ruhen lassen. Dabei mit einem beschwerten Teller abdecken. Etwas Essig hinzugeben, durchrühren und weitere 15 Minuten beschwert ruhen lassen.
Etwas Öl in einen Topf geben und über dem Feuer erhitzen. Zwiebeln und Möhren in feine Würfel schneiden und anbraten. Dabei leicht salzen.
Mit etwas Wasser ablöschen und den fein geschnittenen Weißkohl dazu geben. Zugedeckt garen bis der Kohl die gewünschte Bissfestigkeit hat. Kurz vor Ende mit Pfeffer abschmecken.
Den Bratentopf aus der Glut nehmen und den Rinderbraten herausnehmen. Mit etwas Wasser kann man nun das Angeschmorte vom Topfboden lösen, kurz erhitzen und als Bratensauße servieren. Wenn die Zwiebeln und die Möhren nicht zu angebrannt sind, kann man auch diese zum Essen reichen.
Alles zusammen anrichten und servieren. Guten Appetit!
Dazu schmeckt ein selbstgebackenes Brot oder Semmelknödel.
Unsere Küchenhelfer
Um wirklich alles an Speisen zubereiten zu können, haben wir eine reichhaltige Ausstattung an Küchenutensilien.
Genieteter Topf
Dieser Topf ist aus mehreren Eisenplatten zusammengenietet. So war auch die Fertigung großer Töpfe möglich.
Kesselhaken
Durch Versetzen des Hakens oder Verschieben auf derStange wird die Temperatur reguliert.
Geschmiedete Haken
Durch sie ist eine weitere Regulierung möglich.
Feuereisen, Feuerstein und Zunder
Hiermit wird das Feuer entzündet und dann mit Holzspänen weiter „angefüttert“.